Schuldig ist der älteste Appenzeller

Der 18. September 1780 war ein schöner Tag. Das Wetter zeigte sich von der heiteren Seite, einzig der heftige Föhn mochte die Idylle stören. Aber gerade dieser Föhn – seines Zeichens der älteste Appenzeller – führte zum Inferno. In der Schmiede an der Webergasse, gleich hinter der heutigen «Krone» brach ein Feuer aus. In Windeseile breiteten sich die Flammen aus. Innert zwei Stunden fielen dem Brand im Ortskern 70 Häuser zum Opfer. Der Wind muss derart heftig gewesen sein, dass brennendes Holz bis nach Speicher flog und am Abhang des Gäbris noch Häuser in Flammen aufgingen. Wie durch ein Wunder kam nur ein Mensch zu Tode.

Solidarität und Wiederaufbau

Wie der Föhn übers Land tobte, so erreichte die geplagten Gaiserinnen und Gaiser eine Welle der Solidarität. Voller Tatkraft und mit dem Einsatz grosser finanzieller Mittel begann der Wiederaufbau. Die reformierte Kirche wurde bereits 1781 bis 1782 von Hans Ulrich Haltiner erbaut. Der berühmte Baumeister Konrad Langenegger war federführend dabei und prägte das Bild des Gaiser Dorfplatzes so massgeblich.

Der Charakter des Platzes wird im Buch «Geschichte der Gemeinde Gais» so beschrieben: «Die klassizistischen Bürgerhäuser an dem geschlossenen, aber nicht einheitlich wirkenden Dorfplatz sind Ausdruck eines Zusammenspiels von barocken Elementen und einheimischer Zimmermannskunst, die in Verbindung mit den zierlichen, beschwingten Formen des Rokoko's einen eigenständigen Haustyp hervorgebracht haben». Oder einfacher gesagt: Der Dorfplatz ist auf seine Art ein kleines Gesamtkunstwerk, wo man sich wohlfühlen kann.

Ausgezeichnet als einzige Appenzeller Gemeinde

Gais erhielt im Jahr 1977 als bisher einzige Gemeinde im ganzen Appenzellerland den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes. Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. Der Wakkerpreis zeichnet Gemeinden aus, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können.

Der Dorfplatz war und ist das lebendige Zentrum der Gemeinde. Heute wie früher finden sich Gaststätten, die zum Verweilen einladen und auch für besondere Veranstaltungen bietet er Raum. So trifft sich die ganze Region im Herbst zur Chilbi oder zu Beginn des Advents am Adventsmarkt. Auch die Feierlichkeiten zum 750 jährigen Bestehen der Gemeinde Gais im Jahr 2022 fanden mehrheitlich auf dem Dorfplatz statt. In der Häuserzeile auf der Südseite des Platzes lädt das Museum Gais zu einem Besuch ein.

Quellen

Buch Geschichte der Gemeinde Gais (erhältlich bei der Gemeinde Gais)