Schule als Privatsache
Bis 1830 war Schulbildung weitgehend Privatsache. Lehrkräfte ohne pädagogische Ausbildung unterrichteten ihre Zöglinge zuhause. Deren Eltern kamen für das Schulgeld auf. Erst nach und nach setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine für alle Kinder zugängliche Schule notwendig ist. Deren Eröffnung war in Gais im Jahr 1777. Beinahe 60 Jahre später, im Jahr 1834, beschloss der Gemeinderat die Einführung einer unentgeltlichen Volksschule für alle Kinder.
Zuerst wurde Unterricht in der Primarschule angeboten, ab 1872 folgte die Realschule (Oberstufe). Vorher wurde diese weiterführende Bildung in den privaten Instituten auf dem Friedberg angeboten. Bis 1918 dauerte es bis zur offiziellen Einführung der «Gfätterlischuel» (Kindergarten). Die Entwicklung der schulischen Inhalte mutet aus heutiger Sicht in einigen Fällen durchaus seltsam an. Zum Beispiel wurde der Turnunterricht für Knaben ab 1882 obligatorisch. Davor, im Jahr 1879, erhielt jeder Lehrer das vom Bundesrat herausgegebene Handbuch «Turnschule für den militärischen Vorunterricht der schweizerischen Jugend». Das Mädchenturnen übrigens wurde erst 1904 obligatorisch. Dafür wurde für sie bereits 1878 der Handarbeitsunterricht ab der 4. Klasse eingeführt.
Mehrere Schulhäuser
Das Schulhaus Rietli war gemäss dem Buch «Geschichte der Gemeinde Gais» das erste in der Gemeinde, das für die öffentliche Volksschule gebaut wurde. 1862 folgte die Einweihung des Schulhauses Steinleuten und 1866 des Schulhauses Rotenwies. Im Dorfzentrum selber behalf man sich lange mit provisorischen Räumen bis dann 1895 das heutige Primarschulhaus feierlich eingeweiht wurde. Es ist aktuell – neben einigen Schulzimmern im Atzgras – das einzige noch genutzte Primarschulhaus. Ein Bau, der die Gemeinde nachhaltig beschäftigte und prägte, war das 1996 eröffnete Oberstufenzentrum mit Dreifachturnhalle.
Quelle
Buch Geschichte der Gemeinde Gais (erhältlich bei der Gemeinde Gais)