Kardia, Bethanien und noch viel Neues

Das voralpine Ferien- und Kurhaus Kardia erhitzte die Gemüter wegen seiner für die Region fremden Gestalt. Im Rückblick hatte es für Gais vor allem etwas Gutes: Es bot den notwendigen Raum, um im Jahr 1944 in der Gemeinde erste Altersheimplätze anbieten zu können.

War es das Pultdach, der halbrunde Anbau mit Terrasse oder einfach die exponierte Lage des Gebäudes, das ihm eine prominente Sichtbarkeit bescherte? Der Architekt Ernst Sommerlad wollte dem Gebäude gerade wegen seiner speziellen Lage einen ausgesprochenen Bergcharakter verleihen. Das ist ihm hervorragend gelungen, sieht das Gebäude doch ein wenig so aus wie eine Seilbahnstation. Die Reaktionen darauf waren allerdings mehrheitlich negativ. Einigkeit herrschte darin, dass der Architekt den baulichen und landschaftlichen Gegebenheiten zu wenig Beachtung schenkte. Oder anders gesagt: Das Haus passte einfach nicht in die Landschaft.

Zwölf Plätze

Immer wieder kamen betagte Männer und Frauen in die unerfreuliche Situation, ihren Lebensabend im Armenhaus verbringen zu müssen. Ein Umstand, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mancherorts als nicht mehr tragbar angesehen wurde. Ab 1925 prüfte die Gemeinde mehrere Liegenschaften auf ihre Tauglichkeit als Altersasyl. Erst 1941 zeichnete sich eine Lösung ab. Eduard Schweingruber, Betreiber des Kurhauses Kardia bot der Gemeinde die Liegenschaft zum Kauf an. Daraus wurde aus verschiedenen Gründen nichts. Und trotzdem eröffnete im Jahr 1944 das Appenzell-Ausserrhodische Altersheim «Bethanien» im ehemaligen Kurhaus. Die Gemeinde beteiligte sich daran und sicherte sich im neuen Altersheim zwölf Plätze für Gaiserinnen und Gaiser. Bis 1983 betrieb dann das Diakonissenhaus «Bethanien» aus Zürich das Altersheim auf der Hohegg.

Bürgerheim an der Gäbrisstrasse

Natürlich reichten die Plätze im «Bethanien» nicht auf lange Frist. Die Gemeinde studierte über die Jahre weitere Varianten. Schliesslich konnte im Juni 1963 das Alters- und Bürgerheim an der Gäbrisstrasse eingeweiht werden. Es verfügte über 20 Schlafzimmer, die Platz bis zu 60 Betten boten. Die Hoffnung, nun auf lange Zeit genügend Plätze bieten zu können bewahrheitete sich nicht. Mitte der siebziger Jahre und Ender der achtziger Jahre wurde renoviert und ausgebaut. Unter anderem entstand ein Erweiterungsbau mit sechs Wohnungen. 1994 – die Bedürfnisse hatten sich erneut gewandelt – wurde gleich neben dem Altersheim die Alterssiedlung Gais mit 20 Wohnungen gebaut. Sie wird getragen von einer Genossenschaft.

Das sind nur einige der Entwicklungen seither. Und weitere Meilensteine stehen an. In Gais wird in den kommenden Jahren ein völlig neues Alterszentrum entstehen – eine unabänderliche Entwicklung, um ein zeitgemässes Angebot bieten zu können.

Quellen

Buch Geschichte der Gemeinde Gais (erhältlich bei der Gemeinde Gais)