Mühle

Viel Geklapper an den Bächen

Gemahlen wird seit Ewigkeiten schon. In der Schweiz belegen schriftliche Quellen eine Wassermühle 563 in Genf und vom 9. Jahrhundert an weitere im schweizerischen Mittelland. Im 13. Jahrhundert bestand dort bereits ein dichtes Netz an Mühlen, das sich auf spätere Rodungsgebiete ausdehnte. Im 16. Jahrhundert wurden acht in Gais tätige Müller erwähnt.

Wasserreiche Gegend

In den Hügeln rund um Gais entspringen zahlreiche Bäche, die meist zuverlässig genug Wasser führen. Bis ins 19. Jahrhundert sind sechs auf dem Gemeindegebiet betriebene Mühlen verbucht. So erstaunt es nicht, dass es vielerorts klapperte und klopfte, wenn die Mühler Getreide zu Mehr verarbeiteten. Die letzte noch betriebene Mühle lag westlich von Zweibrücken. Die Lochmühle (Obere Mühle) diente noch bis 1987 als Futtermühle. In früheren Jahren war ihr wie bei vielen anderen Mühlen eine Bäckerei angegliedert, was natürlich aus sehr praktischen Überlegungen heraus mehr als sinnvoll war.

Eine dieser einst zahlreichen Bäckereien besteht bis heute – die Biberbäckerei zur Dorfmühle in unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfplatzes. Die meisten Mühlen in der Gemeinde wurden vom Rotbach angetrieben, der am Südhang des Gäbris beim Schwäbrig seinen Ursprung hat und sich durch das ganze Dorf schlängt, weiter nach Bühler und Teufen und dort in die Sitter mündet.  

Ein Bädli und auch Knochenmehl

Am nördlich des Gäbris entspringenden Wissbach stand einst die Scheussenmühle. Ihr angeschlossen waren eine Bäckerei, eine Wirtschaft und sogar eine Badeanstalt. Sie war bekannt unter den Namen Wissbach- oder Steinleuten-Bädli. Diese Kombination war einzigartig in der Gemeinde.

Andere Mühlen spezialisierten sich auf andere Weise. Die Starkenmühle im Rietli nutzte das Wasser des Widenbachs, der am Hirschbergrücken nahe der Grennze zu Appenzell Innerrhoden entspringt. Bis 1852 umfasste der Betrieb der Starkenmühle eine Mahl-, Säge-, Knochen- und Mostmühle. Dazu gehörten einst noch eine Bäckerei und ein Wirtshaus.

Bis heute weisen Ortsbezeichnungen darauf hin, wo einst eine Mühle betrieben wurde: Mühlweg, Mühlpass oder die Lochmühlestrasse. Und genau hier ist das Mühlengebäude noch belebt. Die Lochmühle dient als Atelier, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum. Wer die Gelegenheit hat, sich in den verschiedenen Gebäudeteilen umzusehen, trifft viel Überraschendes und nicht zuletzt auf sichtbare Überbleibsel des einstigen Mühlen Handwerks.

 

Quellen

Buch Geschichte der Gemeinde Gais (erhältlich bei der Gemeinde Gais)

Historisches Lexikon der Schweiz